Wie mein erstes Buch entstand-Erfahrungen mit unerfülltem Kinderwunsch und Trennung.

Es klappt nicht! Es klappt einfach nicht!!! Ich kann machen was ich will und trotzdem klappt es nicht.

Meinem Mann bei eisigen Minustemperaturen die Sitzheizung im Auto abdrehen, weil ich überzeugt bin, dass ansonsten seine Samenzellen überhitzen. Ihm das Rennradfahren verbieten, weil ich gelesen habe, dass durch den Druck dieser harten Sättel irgendetwas zusammengedrückt wird und somit die Samenqualität negativ beeinflusst werden könnte. Regelmäßig auf sogenannte Ovulationsstäbchen pinkeln und dadurch spontanen, romantischen Koitus ermöglichen (eben nicht!) und im Anschluss daran unmittelbar den Schulterstand vollführen, wo auch immer man den Koitus gerade durchgeführt hat. Und das bitteschön für mindestens fünf Minuten, damit auch hier nichts dem Zufall überlassen wird. Ich hatte mich sogar nach einiger Zeit für den Kopfstand entschieden. Warum Schulterstand, wenn der Kopfstand den Samenzellen gleich die Abkürzung zeigt.

Und, trotzdem, nichts!

Als ich eines Tages mal wieder nach unserem Liebesspiel, das, dank der Ovulationsstäbchen, selbstverständlich zum exakt richtigen Zeitpunkt stattgefunden hatte, in meiner Umkehrhaltung die Welt aus einer anderen Perspektive betrachtet hatte, kam mir eine skurrile Idee.

Wie wäre es, wenn wir unseren Kinderwunsch-Wahnsinn aus der Perspektive unseres ungezeugten Kindes betrachten würden? Was musste sich unser ungezeugtes Kind denken, wenn es meinen Mann und mich dabei beobachtete, welche Anstrengungen wir auf uns nahmen, um es endlich in die Arme schließen zu können? Verstand es oder schüttelte es nur den Kopf, tippte sich an die Stirn und rollte mit den Augen? Manchmal konnte ich es ja selbst kaum glauben, was ich da alles aufführte. Da war der Kopfstand ja noch das geringste Übel. Wenn ich nur an die zahlreichen In Vitro Fertilisationen denke, wird es mir schlecht. Wirklich, ich bekomme jetzt noch ein flaues Gefühl im Magen. Das hoffen, das bangen, das Warten und dann wieder diese fürchterliche Enttäuschung,. “Nicht schwanger, leider, sie sind nicht schwanger. Aber lassen Sie es uns im nächsten Zyklus gleich noch einmal versuchen!” Ja, klar! Warum auch nicht? Was würde ich denn auch sonst mit meiner Zeit anfangen? Ich hab ja nichts zu tun! Und außerdem macht es einen Heiden Spaß sich immer wieder mit Hormonen vollzustopfen, regelmäßig Ultraschallgeräte in seiner Vagina zu haben und eine Spritze im Hinterteil, um den Eisprung auszulösen. Ich kann nur sagen, Hurra! Aber, man macht es trotzdem. Man lässt die Tortur wieder und wieder über sich ergehen, weil man so sehr hofft. So sehr hofft, dass es endlich funktioniert, weil es ja auch nur mit Hilfe einer künstlichen Befruchtung klappen kann, oder? Und da ist ja nach einer Weile auch noch dein Mann, der dich dazu drängt. Warum, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. “Komm, lass uns gleich noch einen Versuch machen. Wir haben ja noch zwei Embryonen eingefroren, dann ist es doch dieses Mal ganz easy! “ Ganz easy??? Ganz easy wäre es , wenn du regelmäßig Geschlechtsverkehr hättest und zwar zu den ungünstigsten Zeitpunkten während deines Zyklus und dabei auch noch Spaß gehabt hättest. Statt danach einen Kopfstand zu machen, unmittelbar duschen zugehen und dann, neun Monate später, dein Wunschkind in den Händen halten würdest. Das würde ich unter “ganz easy” verstehen. Aber wie hätte ich auch wissen sollen, dass mein Mann zu diesem Zeitpunkt bereits eine andere Frau liebte, mit ihr eigentlich schon längst in den Sonnenuntergang reiten wollte und nur dann bei mir bleiben wollte, wenn ich sein Kind unter dem Herzen trug. Dann hätte er zumindest einen Grund gehabt bei mir zu bleiben. Ich alleine war leider nicht mehr genug!

Ich meine, jetzt mal ganz ehrlich. Dass sich unser ungezeugtes Kind in diesem Wahnsinn dazu entschieden hatte, nicht zu entstehen, kann ihm wohl wirklich niemand verdenken.

Es war das eine kein Kind zu bekommen, aber hätte ich den Halt, die Unterstützung und die bedingungslose Liebe meines Mannes gespürt, dann wäre es tatsächlich nur halb so schlimm gewesen. Schlimm, selbstverständlich, aber eben nur halb. Wenn du allerdings ohnehin schon seit Jahren traurig bist, weil du nicht schwanger wirst und du dann auch noch genau deshalb von deinem Partner verlassen wirst, dann bricht eine Welt zusammen. Und genau dann brauchst du eine Bewältigungsstrategie. Und meine war zu dieser Zeit das Schreiben.

Und so entstand mein erster Roman “Ungeborene Träume”, Band 1 der Trilogie Wunsch, Wunder, Wirbelwind.

Ich habe damit versucht meine Erlebnisse während dieser langen Kinderwunschzeit zu verarbeiten, meine Wunden zu lecken, zu trauern, zu weinen, manchmal sogar zu schmunzeln und tatsächlich auch zu reflektieren. Ja, ganz ehrlich. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich an der Trennung nicht ganz unschuldig war. Auch ich hatte mich verändert und konnte nicht mehr die Frau sein, die mein Mann in dieser Situation so sehr gebraucht hätte. Gut, dass eine andere Frau diesen Part für mich übernommen hatte und meinen Mann in dieser so schwierigen Zeit trösten konnte. Schlechter Scherz, ich weiß!

Im Ernst, natürlich ist die Beziehung in einer solchen Extremsituation gefährdet. Ein unerfüllter Kinderwunsch ist eine Extremsituation und geradezu ein Nährboden für kriselnde Partnerschaften. Und genau dann ist es für eine andere Frau und natürlich auch für einen anderen Mann ein Leichtes in die Beziehung einzudringen. Sie müssen nur die richtigen Trigger der Unglücklichen finden, diese fest genug drücken und schon öffnet sich die Beziehungstür. Die Frage ist dann nur, lässt man sie rein oder knallt man ihnen die Türe vor der Nase zu?